Nachbarn (von links): Sebastian Rupp, Yannick Maciejewski und Fabian Rupp, Rupp Gebäudedruck

Häuser in „Schichtarbeit“

Die Nachbarschaft ganz ungewöhnlich wohnlich

Schicht für Schicht

In Deutschland entstehen die ersten Wohnhäuser, die Schicht für Schicht aus Beton gedruckt werden. Ein Unternehmen, das sich dafür neue Maßstäbe gesetzt hat, ist die Rupp Gebäudedruck aus Pfaffenhofen. Sie realisierte bereits im Jahr 2021 das erste und größte bewohnte Mehrfamilienhaus Europas aus dem 3D-Gebäudedrucker.

Dem 3D-Gebäudedruck gehört die Zukunft. Davon ist Fabian Rupp überzeugt. Der Maurer- und Betonbauermeister ist einer von drei Gesellschaftern von Rupp Gebäudedruck, einer Sparte der Michael Rupp Bauunternehmung GmbH.

Neben seinem Bruder Sebastian komplettiert Yannick Maciejewski das Trio.

„Die Idee, Häuser zu drucken, kam uns durch eine Ausschreibung der Firma PERI“, erzählt Fabian Rupp. „Das Unternehmen aus dem benachbarten Weißenhorn – international einer der größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen – suchte einen Partner für ein Pilotprojekt im Bereich 3D-Gebäudedruck.

Eine völlig neue Art des Bauens

Der 3D-Gebäudedruck läutet eine neue Ära in der Geschichte der Architektur ein, davon sind die drei 3D-Druck-Enthusiasten überzeugt. Ob es Einschränkungen hinsichtlich der Größe gedruckter Gebäude gibt, hängt dabei stark vom eingesetzten Drucker ab. „Wir arbeiten mit einem 3D-Gebäudedrucker des Typs COBOD BOD2“, erklärt Fabian Rupp.

Nachhaltig und ressourcenschonend

Stand heute gibt es keine standardisierten Genehmigungsverfahren für diese Bauweise. Eine weitere Herausforderung, der sich das Team mit Begeisterung stellt, ist das Entwickeln neuer, noch nachhaltigerer Materialien. „Wir wollen nach Möglichkeit weg vom nicht sehr umweltfreundlichen Zement hin zu ökologisch sinnvollen Bestandteilen.

„Er steht auf einem Gerüst aus drei Achsen, entlang derer er sich in allen drei Dimensionen frei im Raum bewegen kann. Damit erreicht er heute eine maximale Größe von 15 Metern Breite,
10 Metern Höhe und einer beliebigen Länge.

Was den Wärmeschutz betrifft, steht ein gedrucktes Gebäude einem konventionell errichteten in nichts nach.

Ob ein Haus aus dem 3D-Drucker in einer extremen Klimazone stehen kann, ist letztlich vom Druckmaterial abhängig. Zumindest ist Hitze kein Hindernis, wie einige 3D-gedruckte Gebäude belegen, die in Kenia, Südafrika oder Dubai stehen.“

Ich bin fest überzeugt davon, dass schon in wenigen Jahren der Druck komplett ohne Zement möglich sein wird. Zudem ist der Gebäudedruck ressourcenschonend.

Das liegt vor allem daran, dass wir sehr exakt planen können, wie viel Material benötigt wird, so dass kaum etwas verschwendet wird.

Darüber hinaus können wir auf Wunsch mit unseren Gebäudekonfigurationen einen KfW-Standard 40 erreichen. Und nicht zuletzt: Gedruckte Häuser sind besonders langlebig.“

Gleichzeitig muss das Druckmaterial viel können. Damit das Drucken der einzelnen Lagen bei unterschiedlichen Temperaturen und Witterungsverhältnissen über Tage und Wochen immer in identischer Qualität möglich ist, muss es zum Beispiel sehr stabil sein.“ Fabian Rupp erklärt weiter, worauf es dabei ankommt: „Wir benutzen derzeit zwar noch zementgebundenes Druckmaterial, trotzdem sind gedruckte Häuser
mittel- und langfristig auf jeden Fall sehr nachhaltig. Bis dahin arbeiten wir nur mit klinker-reduzierten Druckmaterialien, die einen geringeren CO2-Fußabdruck verursachen.

Neue attraktive Arbeitsplätze

Dabei geht es Fabian Rupp und seinem Team in keinster Weise darum, mit der neuen Technologie Fachkräfte am Bau zu ersetzen. „Die Baubranche ist vom Fachkräftemangel mit am stärksten betroffen. Darum bleibt uns gar nichts anderes übrig, als darauf zu reagieren und nach Wegen zu suchen, wie wir die Menschen auch weiterhin mit hochwertigem und dringend benötigtem Wohnraum versorgen können. Der Gebäudedruck wird dabei sicher nicht den klassischen Maurerberuf ersetzen – und das ist auch keinesfalls unser Ziel. Ganz im Gegenteil.

Mehr 3D-Druck sorgt für attraktive Preise
„Wir drucken sowohl Wohnhäuser als auch Industriegebäude wie beispielsweise ganz aktuell einen Teil unserer neuen Firmenzentrale“, führt Fabian Rupp weiter aus.

„Aber auch Fertigbauteile erstellen wir mit dem Drucker. So lassen sich Häuser mit außergewöhnlicher Kubatur bereits heute kostengünstiger errichten.

Momentan kostet ein Haus aus dem 3D-Gebäudedrucker etwa so viel wie ein konventionell errichtetes. Je mehr jedoch gedruckt wird und je mehr Routine wir mit dieser Technologie entwickeln, desto günstiger wird es. Auch, weil wir dann mehr Druckmaterial abnehmen und es günstiger einkaufen können.“

„Wir sind als Rupp Gebäudedruck GmbH Teil eines Familienunternehmens, das seinen Ursprung als Bauunternehmung hat. Wir sind selbst nicht nur Bauingenieure, sondern Maurermeister, Betonbaumeister usw.

Wir brauchen und wir wollen auch weiterhin diese traditionellen Handwerksberufe ausbilden und pflegen.

Neue Technologien wie der Gebäudedruck werden uns aber hoffentlich dabei helfen, junge Menschen wieder mehr fürs Handwerk zu begeistern und die Fachkräfte von morgen zu finden. Hinsichtlich knapper werdender Ressourcen auf der Erde und aktuellen Lieferengpässen kann der Gebäudedruck ebenfalls ein Ausweg sein“, ist sich Fabian Rupp sicher. „Weil er langfristig ein günstigeres Bauen ermöglicht und mit weniger Rohstoffen auskommt als der konventionelle Bau“.

Neuer Katalog liefert Überblick
Diese neue Art zu Bauen weckt ein breites Interesse. Das Team von Rupp Gebäudedruck hat im Juni den weltweit ersten Hauskatalog für 3D-gedruckte Gebäude veröffentlicht. Er enthält exklusive Entwürfe unterschiedlicher Architekten und Architekturbüros, die zeigen, wie vielfältig der Gebäudedruck ist und welch grenzenlose Möglichkeiten er Planern und Bauherren bietet.

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