Wir besuchen die Freiwillige Feuerwehr in Neu-Ulm.

Brandeilig.

Nicht nur wenn's brennt, ist großes Aufgebot.

Immer da, wenn man sie braucht.

Die Freiwillige Feuerwehr Neu-Ulm – immer im Einsatz. Wir haben mit Michael Haitchi, Stadtbrandmeister und stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Ulm, und seinem Team gesprochen.

Da sein, wenn‘s mal brennt. Das ist die Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Ulm. Doch wie wird man Feuerwehrmann oder -frau? Muss man dazu geboren sein?

Vermutlich der unlangweiligste Verein, dem man beitreten kann …

Wir haben dem Team unter der Führung von Michael Haitchi, seines Zeichens Stadtbrandmeister und stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Ulm, einmal über die Schulter geschaut. Knapp 400 ehrenamtliche Feuerwehrmänner und -frauen engagieren sich in 11 Ortsteilfeuerwehren zusammen mit 34 hauptamtlichen Feuerwehrbeamten.

„Nichts ist Routine in unserem Job. Da hat man Nervenkitzel und Abwechslung ohne Ende.“ Michael Haitchi lebt für seinen Beruf, das spürt man in jedem Moment unseres Gesprächs. „Man kann das Risiko nie ganz ausschließen – aber mit einem eingespielten Team lässt sich viel erreichen. Da gibt es keinen Platz für Einzelgänger.“ Was genau die Faszination an der Feuerwehr ausmacht, ist für Michael Haitchi schwierig in Worte zu fassen: „Vermutlich ist es das Gefühl, wenn man gemeinsam große Herausforderungen in oftmals schwierigen Situationen gemeistert hat.“ Sein Team und er erfahren viel Wertschätzung und Dank für diese tägliche Arbeit. „Wenn man gerne hilft, spürt man auch die Dankbarkeit der Menschen, zum Beispiel von Unbeteiligten, die einen Kaffee am Einsatzort vorbeibringen.“ In der Tat zeigt sich hier der hohe Stellenwert von Feuerwehrleuten in der Gesellschaft. Doch nun erstmal alles von Anfang an. Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Ulm beginnt nämlich im Jahre 1868.

Doch was war für den jungen Mann damals der ausschlaggebende Moment? „Mich hat schon immer das Zusammenspiel von Mensch und Technik fasziniert. Die Feuerwehr verkörpert dieses Zusammenspiel perfekt, um Menschen, Tiere und unsere Umwelt zu retten und zu schützen.“ Gemeinsam mit einigen Freunden, die ähnlich getickt haben, beschloss Michael Haitchi zur Jugendfeuerwehr zu gehen. „Das hat sich keineswegs als Fehler herausgestellt“, betont er.

Somit ist die Feuerwehr zwei Jahre jünger als die Nachbarschaftsbank. Jung geblieben sind beide.

„Seit 28 Jahren bin ich nun Berufsfeuerwehrmann, seit 20 Jahren in Neu-Ulm.“

Apropos jung: Michael Haitchi kam schon mit 14 Jahren zur Jugendfeuerwehr. Aus einem Hobby wurde zehn Jahre später sein Beruf.

Die Jüngsten in der Jugendfeuerwehr sind zwölf Jahre alt, mit maximal 65 Jahren ist der aktive Dienst von Gesetzes wegen vorüber. Für die ganz Kleinen gibt es auch eine Kinderfeuerwehr in Neu-Ulm Mitte und in Burlafingen. Da können Mädels und Jungs ab sechs Jahren mitmachen. Was viele nicht wissen: Grundsätzlich kann jede Bürgerin und jeder Bürger der Stadt Neu-Ulm bzw. jeder, der seinen Arbeitsplatz im Gemeindegebiet hat, Teil der örtlichen Feuerwehr werden.

„Es gibt auch nicht ‚die‘ typischen Voraussetzungen, um Mitglied bei uns zu werden“, weiß Michael Haitchi. So können alle, die beispielsweise körperlich nicht in der Lage sind, an Notfalleinsätzen teilzunehmen, dabei jedoch besondere Fähigkeiten in technischen Bereichen, der IT oder im Umgang mit Social Media haben, ebenso wertvolle Arbeit im Team leisten.

34 Feuerwehrbeamte verrichten ihren Dienst in zwei Schichten rund um die Uhr“, erklärt Haitchi und ergänzt bedauernd: „Unsere hauptamtlichen Kräfte sind aktuell ausschließlich Männer – leider, muss man sagen. Aber insgesamt sehen wir in vielen Feuerwehren schon eine Entwicklung, was weibliche Verstärkung angeht.“ „Natürlich gibt es im Feuerwehralltag auch schwierige Situationen, die jeder im Team wohl anders empfindet“, meint Michael Haitchi.

Es gibt auch viele Spezialisierungsmöglichkeiten, wie beispielsweise Maschinist an der Drehleiter oder taktischer Einheitsführer. „Das Thema Inklusion wird bei uns sehr großgeschrieben! Wer auf welche Weise auch immer helfen mag, ist willkommen. So finden sich unter den 400 ehrenamtlichen Mitgliedern so ziemlich alle Berufe, quasi vom Arzt bis zum Zerspanungsmechaniker.

Kinder, die in Unfälle verwickelt sind, Menschen, die ihr Hab und Gut verlieren. Oder auch der Trend, dass immer mehr Menschen die Rettungsarbeiten mutwillig behindern – sei es durch Gaffen oder Stören der Einsätze.

Es gibt im Feuerwehrdienst auch emotionale Herausforderungen.

Das sind Momente, die alle Beteiligten emotional sehr aufwühlen. „Gerade die Gafferei ist eine Entwicklung, die wir überhaupt nicht verstehen und akzeptieren können.“ Da sind sich alle Feuerwehrleute einig. „Wer sich in der Feuerwehr engagiert, entwickelt auch einen anderen Blick auf seine eigene Sicherheit.“

Was dabei wichtig ist? „Man achtet zum Beispiel selbst mehr auf die Gurtpflicht und darauf, bei der Fahrt die Finger vom Handy zu lassen. Zuhause sind es Dinge wie die Installation von Rauchmeldern oder den Feuerlöscher bzw. die Löschdecke, die man für sich anschafft.“

In Ausnahmesituationen stehen der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Ulm aber auch professionelle Notfallseelsorger/-innen zur Seite. Doch auch die Nachbarschaftsbank hilft der Feuerwehr weiter – in Form von Spenden. Damit werden unterschiedlichste Dinge ermöglicht. Von der Anschaffung moderner Einsatzgeräte bis hin zum Mobiliar für die Aufenthaltsräume, den sogenannten Florianstuben. „Die Nachbarschaftsbank ist wie
wir ein Teil der Stadt. Das verbindet uns genau wie der Gedanke, für die Menschen der Stadt da zu sein”, sagt Michael Haitchi.

Michael Haitchi wird nachdenklich, wenn man ihn nach dem Umgang mit traurigen Situationen des Feuerwehr-Business befragt: „Jeder geht mit Stress anders um.“

Die Einsätze verändern auch das Verhalten im eigenen Leben.

Gerade auch, wenn die Einsatzkräfte nicht mehr helfen konnten und Tote zu verzeichnen waren, zeige sich das. Nachbesprechungen geben Gelegenheit, das Erlebte zu reflektieren.

Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünsche, meint er: „Mehr Nachwuchs wäre schön!“ Die Feuerwehr kämpft tatsächlich nicht nur gegen Flammen, sondern auch um den Nachwuchs. Dafür werden die Neu-Ulmer Brandschützer Ihre Öffentlichkeitsarbeit weiter ausbauen. Getreu dem Motto „Mach mit bei Deiner Feuerwehr – für Dich, für Alle.“

Aktiv bei der Feuerwehr zu sein, hat offensichtlich nichts mit Langeweile zu tun, denn auch das Vereinsleben ist vielfältig. So wird beispielsweise das Neu-Ulmer „Rock am Petrus“ vom Förderverein der Feuerwehr organisiert. Feiern ist doch Klasse! Wer es nun brandeilig hat, die Freiwillige Feuerwehr in Neu-Ulm näher kennenzulernen, dem legen wir einen Blick auf die Website www.feuerwehr.neu-ulm.de ans Herz. Der nächste Einsatz kommt bestimmt – und Verstärkung wird immer gesucht …

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